Trotz Praxisgebühr – 40% der Deutschen gehen in einem Jahr zu 4 oder mehr Ärzten
Zum Jahresbeginn 2011 stellte die Barmer GEK eine Studie vor, die das Arztverhalten der Deutschen im Jahr 2009 offen legt. Die Ergebnisse lassen einige Tendenzen im Gesundheitsbereich erkennen.
Trotz Praxisgebühr konsultieren 40 Prozent der Deutschen in einem Jahr vier oder mehr Ärzte. Mindestens einmal jährlich beim Arzt sind 96 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer. Damit sind die Deutschen Weltmeister in der Frequentierung von Arztpraxen. Jedenfalls haben sie sich diesen Titel 2008 erarbeitet und es gibt keine Anzeichen für einen Rückgang dieser Aktivitäten.
Jeder Arztbesuch hat seinen Grund und keinem Patienten soll eine fadenscheinige Motivation unterstellt werden. Aber die Gesamtheit der Diagnosen lässt den Schluss zu, dass die Mehrheit der Deutschen einfach zu dick ist. Was dem Arzt an Beschwerden vorgetragen wird, hat in den meisten Fällen mit Übergewicht zu tun. Allein die häufigsten Krankheitsbilder Bluthochdruck, Rückenschmerzen und Fettstoffwechselstörungen sprechen dafür. Sie machen mehr als Zwei Drittel aller Diagnosen aus. Dazu kommen noch die konkreten Fälle von Fettleibigkeit – immerhin 7,8 Prozent.
Drei Viertel der Deutschen könnten also ihre Arztfrequenz allein durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zumindest deutlich mindern. Diese Einsichten sind allen bekannt, aber nur wenige nehmen sie an. Wenn den Deutschen ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein attestiert wird, so wird man es wohl eher im Anspruchsdenken finden als im aktiven Vorbeugen.
Akute Infektionen der oberen Atemwege liegen ebenfalls sehr hoch: 18,5 Prozent. Bauch- und Beckenschmerzen erreichen fast 10 Prozent. Bedenklich sind auch die Zahlen für Schlafstörungen (4,5 Prozent) Kopfschmerzen und Migräne (8,4 Prozent), die sogar noch von Depressivität (9,4 Prozent) übertroffen werden. Diabetes und Sehstörungen machen noch leicht unter bzw. etwas über sieben Prozent aus.